Angststörungen: Panik und Angstneurose

Angststörungen

Die Natur hat die Angst als ein überlebenswichtiges Alarmsystem konzipiert. Das Gefühl der Angst ist in der entsprechenden Situation extrem wichtig: Es aktiviert uns, damit wir in der Lage sind, die Gefahr schnell zu bewältigen.

Doch wenn Ängste sich wiederholt verselbstständigen und nicht mehr nur in bedrohlichen Situationen auftreten, sondern unverhofft und stark über uns hereinbrechen, obwohl keine wahre Gefahr droht, kann eine Angststörung vorliegen.

Definition und Einordnung

Angststörungen sind Angsterkrankungen, bei denen die Betroffenen eine massive Angstreaktion erleben, ohne das eine akute extreme Gefahr oder Bedrohung vorliegt.

Zu den Angststörungen zählen die Panikstörung und die Angstneurose, die im Folgenden näher beschrieben werden.

Panikstörung

Unter Panik versteht man eine ohne sichtbaren Anlass entstehende ausgeprägte Angst. Panik tritt meist als Anfall (Panikattacke) auf, welcher mit ausgeprägten körperlichen Symptomen wie Herzrasen und Atemnot einhergeht.

Eine Panikattacke ist ein anfallsartiger Angstzustand, der meist zwischen 10 und 30 Minuten anhält, aber auch sehr kurz (2 Minuten) oder länger (ein paar Stunden) andauern kann. Betroffene haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden oder gleich zu sterben. Starke körperliche Symptome begleiten die Attacke, typisch sind ein beschleunigter Herzschlag, Hitzewallungen, Beklemmungsgefühle und Zittern. Es können auch Atemnot, Bauchschmerzen und Ohnmachtsgefühle auftreten.

Eine Panikstörung liegt dann vor, wenn wiederholt Panikattacken auftreten, die unerwartet und nicht an eine bestimmte Situation gebunden sind.

Typisch für Menschen, die unter Panikattacken leiden, ist die ständige Furcht vor erneuten Attacken. Dies nennt man auch Erwartungsangst oder Angst vor der Angst. Dadurch meiden Erkrankte möglicherweise bestimmte Orte oder Situationen, von denen sie glauben, dass sie eine Attacke auslösen könnten. Dieses Vermeidungsverhalten kann vorübergehend erleichternd wirken, führt jedoch langfristig zu ernsthaften Folgen wie sozialem Rückzug.

Panikstörungen gehen oft mit Platzangst einher. Meist wird mit diesem Begriff die Angst vor Enge assoziiert, jedoch versteht man unter Platzangst die Angst vor Situationen, in denen jemand sich außerhalb seiner gewohnten Umgebung befindet. Es geht um Orte und Situationen, in denen eine Flucht nur schwer möglich oder aber keine Hilfe verfügbar wäre, wenn etwas passiert. Dies können zum Beispiel Menschenmengen oder öffentliche Plätze sein.

Angstneurose

Menschen mit einer Angstneurose haben übermäßige und anhaltende Sorgen und Ängste in Bezug auf verschiedene Aspekte des Lebens.

Die Angstneurose wird auch als generalisierte Angststörung bezeichnet. „Generalisiert“ meint „verallgemeinert“, d. h. die Angst bezieht sich nicht auf bestimmte Objekte oder Situationen, sondern besteht ohne spezifischen Auslöser.

Eine Angstneurose liegt vor, wenn eine Person schon seit mehreren Wochen an den meisten Tagen Angstsymptome hat. Die anhaltende Besorgnis geht in der Regel mit einigen der folgenden Symptome einher:

  • Befürchtungen, dass künftig etwas Schlimmes passiert,
  • Anspannungszustände, Unruhe, Zittern,
  • Benommenheit, Schwindel,
  • Schwitzen, beschleunigter Herzschlag,
  • Kopfschmerzen oder Bauchbeschwerden.

Wie auch bei der Panikstörung beeinträchtigt die Angstneurose die Lebensqualität der Betroffenen maßgeblich. Im schlimmsten Fall resultierten ein vollständiger Rückzug, soziale Isolation und der Verlust des Arbeitsplatzes.

Mögliche Ursachen von Angststörungen

Die Ursachen von Angststörungen können vielschichtig sein und genetische, biologische und psychologische Aspekte beinhalten. Es wird von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen. Dies bedeutet, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, um eine Angststörung auszubilden. Dies können zum Beispiel Stress, Traumata, genetische Veranlagung oder bestimmte Lebensereignisse sein.

Diagnose und Behandlung von Angststörungen

Die Diagnose einer Angststörung erfolgt in der Regel durch einen Facharzt, der die Symptome des Patienten bewertet und andere medizinische Ursachen ausschließt.

Bei länger anhaltender übermäßiger Angst ist es sinnvoll, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Der Psychotherapie kommt in der Behandlung von Angststörungen ein großer Stellenwert zu. Im vertrauensvollen Rahmen können Betroffene über ihre Ängste und Lebenssituation sprechen. Es gibt unterschiedliche therapeutische Ansätze:

  • Die kognitive Verhaltenstherapie wird meist bei Ängsten empfohlen und konfrontiert die Patienten mit dem angstauslösenden Stimulus, zuerst in der Vorstellung, später in reellen Situationen.
  • Psychodynamische Verfahren (tiefenpsychologische fundierte und psychoanalytische Verfahren) versuchen, die Gründe der Angst aufzudecken und sehen im Verständnis der Angst den Schlüssel für einen nachhaltigen Behandlungserfolg.
  • Für diejenigen, die einen ganzheitlichen Ansatz suchen, bieten humanistische Therapieverfahren eine vielversprechende Perspektive, z. B. klientenzentrierte oder körperorientierter Psychotherapie sowie die Angstbewältigung mit Gestalttherapie.

In Absprache mit dem Arzt kann je nach Krankheitsbild auch eine medikamentöse Therapie infrage kommen, wobei heute in erster Linie angstlösende Substanzen und Antidepressiva eingesetzt werden.

Wichtig ist, dass die Behandlung von Angststörungen individuell auf den Patienten angepasst wird, da nicht alle Behandlungsmethoden für jeden Patienten wirksam sind. Der Umgang mit einer Angststörung erfordert Zeit, Geduld und die Unterstützung von geschulten Fachleuten sowie von Familie und Freunden.

Unterstützend zur ärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung können Betroffene durch verschiedene Selbsthilfestrategien ihre Symptome lindern. Dies können Entspannungstechniken, progressive Muskelrelaxation, Atemübungen oder Stressmanagement-Methoden sein. Als besonders wirksam haben sich auch regelmäßige körperliche Aktivität und Sport erwiesen.

Verlauf einer Angststörung

Angststörungen werden meist stärker, je länger sie unbehandelt bleiben. Daher ist die Prognose nicht nur abhängig von der Form der Angststörung, sondern auch davon, wie lange sie schon besteht und wann die Behandlung begonnen hat.

Oft entwickeln sich Angststörungen über eine längere Zeit hinweg, manchmal sogar über viele Jahre. Je länger sie bestehen, desto mehr weiten sich die Probleme aus. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei einem Verdacht auf eine Angststörung frühzeitig zum Arzt zu gehen.

Eine unbehandelte Angststörung kann die Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigen. Manche Menschen verlassen kaum noch das Haus, schränken ihre sozialen Kontakte ein und können keiner Arbeit mehr nachgehen.

Zusammenfassung

Angststörungen sind ernstzunehmende Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen stark beeinflussen können. Durch die Entwicklung einer „Angst vor der Angst“ geraten angstgestörte Personen in einen Teufelskreis. Durch ihr Vermeidungsverhalten verstärken sich oftmals die Ängste, auch soziale Isolation kann eine schmerzhafte Folge sein.

Ein frühzeitiger Beginn der Behandlung von Angststörungen wirkt sich positiv auf die Prognose aus. Mit angemessener Behandlung, Unterstützung und Selbsthilfestrategien können Betroffene lernen, ihre Symptome zu bewältigen und ein erfülltes Leben zu führen.

Quellen

  • Falkei, P. et al. (2022). Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme Verlag.
  • Ströhle, A. et al. (2018). Diagnostik und Therapie von Angsterkrankungen. Dtsch Arztebl Int.
  • WHO – World Health Organization (2019). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Hogrefe.

Bonner Gestaltpraxis

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