Was ist eigentlich Angst?

Angst - Was ist das?

Angst ist eine grundlegende Emotion, die jeder Mensch kennt. Die meisten von uns erleben ein kurzes Herzklopfen beim Betreten eines unheimlichen Ortes oder ein unruhiges Gefühl vor einer wichtigen Prüfung. Als uraltes Überlebensgefühl tritt sie auf, wenn wir uns in einer bedrohlichen Situation befinden. Dies kann eine unmittelbare Gefahr sein oder eine Herausforderung, die wir als bedrohlich empfinden.

Definition

Obwohl jeder Mensch das Gefühl der Angst kennt und in verschiedenen Situationen und Intensitäten bereits erlebt hat, ist die Emotion sehr schwer allgemein gültig zu definieren. Der Begriff „Angst“ hat seinen Ursprung in den lateinischen Ausdrücken für „Enge“ (angor, angustus). Eine mögliche Körperreaktion der Angst ist tatsächlich die Enge in der Brust, wenngleich die Angst zahlreiche Körperreaktionen auslösen kann.

Auch wenn das Gefühl der Angst in der Regel als unangenehm erlebt wird, ist es nicht durchweg ein negatives Phänomen, da es eine wichtige Alarmfunktion unseres Körpers darstellt. Die Angst soll uns aktivieren, eine bestehende oder drohende Gefahr abzuwenden. In einer bedrohlichen Situation reagieren wir natürlicherweise mit Angst, die in Folge bestimmte körperliche Reaktionen in uns auslöst, welche unser Überleben sichern sollen. Sobald die Gefahr gebannt ist, verschwindet die Emotion mitsamt der von ihr ausgelösten Körperreaktionen wieder.

Diese normale Angst wird auch als Realangst bezeichnet und ist ein gesunder und überlebenswichtiger Mechanismus des Körpers. Im Gegensatz dazu steht die pathologische Angst, bei der übermäßige Angstsymptome scheinbar ohne Grund auftreten.

Angst hilft uns, auf gefährliche Situationen zu reagieren

Wenn wir uns bedroht fühlen, setzt unser Körper Stresshormone frei und aktiviert eine Kaskade von Reaktionen, die uns auf den Ernst der Lage vorbereiten sollen. Herzrasen, Schwindel, Zittern, oder Schweißausbrüche sind dabei nur einige der Symptome, die in solchen Momenten auftreten können. Diese körperlichen Reaktionen sind evolutionär bedingt und sollen uns helfen, in bedrohlichen Situationen blitzschnell zu reagieren.

Im Detail betrachtet verläuft eine Angstreaktion in einer bestimmten Abfolge: Angst hat in der Regel einen Auslöser, ist von spezifischen Gedanken begleitet und löst bestimmte Körperreaktionen in uns aus. Dies wiederrum verleitet uns zu bestimmten Handlungen. Im Folgenden findest du eine Übersicht typischer Auslöser, Gedanken, Reaktionen und Handlungen in Bezug auf die Angst.

Mögliche Angstauslöser:

  • Es droht eine körperliche oder seelische Gefahr,
  • eine neue, unbekannte oder herausfordernden Situation steht bevor,
  • eine schlimme Situation ist nicht zu kontrollieren oder nicht zu ändern,
  • jemand verhält sich völlig anders als sonst,
  • ein zuverlässiges Ereignis bleibt unerwartet aus,
  • eine aktuelle Situation ähnelt einem früheren Ereignis, bei dem körperliche oder seelische Schmerzen erlitten wurden.

Gedanken, die mit Angst einhergehen können:

  • Das ist gefährlich, ich werde sterben,
  • das wird mir schaden, es wird etwas Schlimmes passieren.
  • ich bin hilflos, ich kann nichts tun.

Mögliche Körperreaktionen:

  • Herzklopfen, erhöhter Puls, kalter Schweiß,
  • Beklemmung, Enge in der Brust,
  • Zittern, weiche Knie, Kraftlosigkeit,
  • Anspannung, Erstarrung, Lähmung,
  • Leere im Kopf, Unfähigkeit zu klaren Gedanken,
  • Kloß im Hals, Mundtrockenheit, zugeschnürte Kehle,
  • leise oder bebende Stimme, hastiges Sprechen,
  • Magenkrämpfe, flaues Gefühl im Magen, Durchfall, Erbrechen.

Handlungsimpulse, die auf Angst folgen können:

  • Fliehen zurückweichen, verstecken,
  • angreifen, sich wehren,
  • erstarren, nicht bewegen, totstellen,
  • um Hilfe rufen,
  • die Gefahrenquelle meiden,
  • nicht sagen, was man denkt, fühlt oder will.

Wann spricht man bei Ängsten von einer Erkrankung?

Die Natur hat die Angst als ein überlebenswichtiges Alarmsystem konzipiert. Doch wenn das Erleben dieses Gefühls über das Maß hinausgeht, das in einer Situation angemessen wäre, sprechen wir von pathologischer Angst, d. h. einer krankhaften Angst.

Eine Angst wird als krankhaft klassifiziert, wenn sie

  • unangemessen stark oder anhaltend ist,
  • ohne erkennbaren Grund auftritt,
  • nicht mehr kontrolliert werden kann,
  • erhebliches Leid verursacht.

Krankhafte Ängste können sich in Angststörungen und Phobien äußern.

Bei länger anhaltender übermäßiger Angst ist es sinnvoll, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gibt verschiedene psychotherapeutische Ansätze zur Bewältigung starker Ängste, aber auch unterstützende Maßnahmen wie Entspannungsverfahren. In einigen Fällen ist auch eine medikamentöse Therapie angeraten.

Fazit

Angst ist eine komplexe Emotion, die in verschiedenen Ausprägungen vorkommt. Sie kann eine gesunde Reaktion auf echte Bedrohungen sein, da sie unsere körperlichen Ressourcen mobilisiert. Doch wenn die Angst außer Kontrolle gerät, kann sie zu einer ernsthaften Belastung werden.

Wer unter übermäßiger Angst leidet, sollte professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um Wege zu finden, mit dieser Emotion umzugehen und sie zu bewältigen.

Melanie Berg, Psychologische Beraterin, Gestalttherapeutin und Traumatherapeutin i. A.

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Quellen

  • Falkei, P. et al. (2020). Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme Verlag.
  • Fritsch, G. R. (2012). Der Gefühls- und Bedürfnisnavigator. Junfermann.
  • WHO – World Health Organization (2019). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Hogrefe.

Bonner Gestaltpraxis

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